„Das letzte mal, dass ich ein so abgefahrenes Jazzkonzert gehört habe, war im Jazzland in Wien vor über drei Jahren. Erstaunt stelle ich nun in der Klangbrücke fest, dass man für guten Jazz nicht unbedingt eine Grenze überqueren muss: Die vier Klangfahrer liefern ihn bis in die Aachener Innenstadt – und in eine CD verpackt auch direkt bis ins heimische Wohnzimmer. Das live-Erlebnis wollte ich allerdings nicht missen (und das nicht allein, weil ein Teil der Combo passend zum CD-Cover grüne Augenbrauen bzw. Mittelstreifenhaarpartie trug). Gefühlte zwei Meter Thomas Berndt falten sich hinter den Flügel und widerlegen die Ansicht, Klavier spiele man nur mit den Händen. Berndt zeigt sich als Meister fluider Läufe, harmonischer Dissonanzen und präziser Unordnung. Bernd Kistemann spielt seinen Kontrabass mit Nonchalance, Understatement und Vergnügen, zurückgenommen, aber ohne ihn in den Hintergrund rutschen zu lassen. Gerd Breuer nutzt neben den Trommelfellen auch sämtliche Ecken und Kanten seines Schlagzeuges und erzeugt dadurch so feingliedrige Klangstrukturen, dass ich über seinen – in meinen Ohren – leichten Hang zum Becken gerne hinweg höre. Johannes Flamm schließlich ist einer der besten Saxofonisten, die ich je live erlebt habe. Er beherrscht die lauten, die leisen, die schrägen, die vollen und die fast unhörbaren Töne (und vermutlich mehr als alle bekannten Atemtechniken). In Kombination ergibt sich zartbitterer, verspielter, vertrauter aber nie abgedroschener Jazz für Bauch und Kopf.“
Quelle: Frau Suk, Monatsrückblick Movie 07/10