Humanity – Besprechung, Jazzpodium 06/2010

KLANGFAHRER

Humanity

Mons Records MR 874496

„Klangfahrer“ ist in der Tat ein treffender Name für die vier Soundtüftler Thomas Berndt, Piano, Johannes Flamm, Saxophone, Bernd Kistemann, Bass, und Gerd Breuer, Schlagzeug, aus der Region Aachen.

Charakteristisch für die Klangfahrer ist der süffige Sound, der von den selbst in Stakkati sangbaren Läufen auf dem Saxophon und den oftmals perlenden Notenketten auf dem Piano geprägt und von dem stets präsenten, vorwärts treibenden Schlagzeug sowie einem marschierenden Bass in rhythmischem Fluss gehalten wird. Neben schnelleren Stücken in bester Bebop-Tradition wie „Norwegian elks“ mit einem kraftvollen Saxophon- und griffigen Piano-Solo stehen kammermusikalische Preziosen wie „Soundscape“ mit einem sanften, reizvollen Duo von melodiöser Bass-Linie und verspielten Single-Notes-Schnüren, dem ein lyrisches Saxophon-Solo folgt. Das Stück assoziiert mehr die Atmosphäre einer pastellfarbenen nordischen Landschaft als die kraftvolle Elch-Komposition. So grooven die vier mal mit eruptivem und überblasenem Saxophon über einer hymnischen Piano-Passage, mal bezirzen sie den Zuhörer in „Abschied“ mit hingetupften Tönen sowie einem beseelten Saxophonlauf, ein wenig Melancholie und Trotz. Die Geräusch-Einspielungen von Schritten auf Kies oder Kinderstimmen sind nette Gags, die zwar nicht aus dem Rahmen fallen, aber nicht notwendig wären, denn die Musik spricht durchaus für sich selbst. Stilistisch schwimmen die Klangfahrer im breiten Bett des Mainstreams, aber ihre Präsentation ist originell und unterhält mit niveauvoller Reife. Die Musik rührt an, ist tief emotional und setzt sich in den Gehörgängen fest.

Quelle: Jazzpodium, Juni 2010 / Klaus Mümpfer